In Bank aktuell ein Beitrag über die Hauptversammlung und die Akzeptanz von Aktien:
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– Die Hauptversammlung als Event
-Analysten können zur Aktienakzeptanz beitragen
Die Hauptversammlung als Event
Er hat sich extra Urlaub genommen, ist von Frankfurt am
Main nach Hamburg gereist. Schließlich sei so eine Hauptversammlung immer eine
spannende Sache. „Ein bis zwei pro Jahr nehme ich schon mit“, sagt Michael
Schmidt. Er ist 35 Jahre alt, Bankkaufmann, und besitzt 100 Aktien der
Aurubis AG. Schmidt ist einer von 2600 Kleinaktionären, die
zur Hauptversammlung des Kupferherstellers in das Congress
Centrum (CCH) nach Hamburg gekommen sind. Mit dem Andrang hat kaum einer
gerechnet.
Die Aurubis AG läutet die diesjährige Saison der
Hauptversammlungen ein. Und die gut gefüllte Kongresshalle wird kein Einzelfall
bleiben. Die Telekom rechnet bei ihrer Hauptversammlung mit 10000 Besuchern, die
Post will 14000 Gäste begrüßen und zu DaimlerChrysler werden wohl mehr als
20000 Aktionäre kommen. In Deutschland boomt der Hauptversammlungstourismus.
Immer mehr Unternehmen locken ihre Aktionäre mit Events und gutem Essen. „Die
Treffen nehmen Volksfestcharakter an“, sagt Petra Vogel. Die Geschäftsführerin
von HV-Boss organisiert Hauptversammlungen.
Im CCH berichtet derweil Aurubis AG-Chef Marnette über die Erfolge
des abgelaufenen Geschäftsjahres – Zahlen, die den Kleinaktionären schon Tage
zuvor per Post zugegangen sind. Jetzt werden diese gemeinsam beklatscht. Die
Privatanleger sind stolz auf „ihr“ Unternehmen. Der Vorstand sagt Danke:
„Ohne Sie hätten wir unsere hohen Ziele nicht erreichen können.“ 3154
Menschen arbeiten für die Aurubis AG, der Umsatz beträgt 1,897 Milliarden EUR, der
Bilanzgewinn 24 Millionen EUR. Der Aktienkurs ist seit dem Börsengang
konsequent gestiegen.
So etwas macht Kleinanleger glücklich. Ein grauhaariger
Hamburger verkündet am Rednerpult, er wolle die Aktien als Perle im Depot
seinen vier Kindern vererben. Ein anderer Rentner, eigens aus Bayern angereist,
hat eine Bitte: Könne man nicht die vielen Anglizismen im Geschäftsbericht
entfernen? Dies verstehe doch kein Mensch. Gelächter im Publikum. 150 Minuten
nach Beginn hat kaum ein Besucher noch Sitzfleisch. Draußen wartet ein Buffet:
Gulaschsuppe, Salzbrezeln, Schnittchen, dazu Säfte und Kaffee. Die Leinenbeutel
mit dem Geschäftsbericht werden unter den Stehtischen abgestellt.
Hendrik Hagenmeier, Besitzer von 200 Aktien der Aurubis AG, ist zum
ersten Mal dabei. „Ich war neugierig, wie so etwas abläuft“, sagt der 21-jährige
Wirtschaftsstudent aus Bremen. „Hätte nie gedacht, dass so viel diskutiert
wird und hier so viele Rentner sind. Aber die haben mehr Zeit.“ Wie Heinz
Westerling. „Ich interessiere
mich für Wirtschaft“, so der 72-jährige. Arthur Stapler aus Cuxhaven geht es
um die Unternehmensverbundenheit. „Ich fahre auch zu DaimlerChrysler“, sagt
der Pensionär. Vier Stunden nach Beginn löst sich die Veranstaltung im CCH
auf. Einige Aktionäre geben noch ihre Stimme zum Dividendenvorschlag ab. Dann
treten auch sie die Heimreise an.
Analysten können sehr wohl zur Aktienakzeptanz beitragen (Auszug)
(…) Ein entscheidender Grund für die mangelnde
Aktienakzeptanz in der deutschen Bevölkerung liegt auf der Hand: Ein Großteil
der Deutschen sind mit den Besonderheiten der Aktie noch nicht ausreichend
vertraut. Viele empfinden daher auch die Aktienanlage als zu riskant.
Damit verzichtet der Anleger aber auf eine effiziente Möglichkeit,
sein Geld zu vermehren. Im Vergleich zu anderen Anlagealternativen liegen
Aktien, was ihre langfristigen Renditeaussichten betrifft, deutlich vorn. Während
der Anleger beispielsweise mit Rentenpapieren eine langfristige
Jahresdurchschnittsrendite von rund 6% erwirtschaften kann, lässt sich durch
die Aktienanlage in der langen Frist eine recht stabile Rendite von 8 bis 10%
erzielen. Vor dem Hintergrund der soeben beschriebenen Schwierigkeiten, was die
Aktienakzeptanz in der deutschen Bevölkerung betrifft, muss eine immer wieder
artikulierte pauschale Analystenschelte relativiert werden. Dieser Berufsstand
kann auf unterschiedliche Art und Weise sehr wohl dazu beitragen, den
Stellenwert der Aktie als Anlageinstrument im Vergleich zu alternativen Formen
des Vermögensaufbaus zu verdeutlichen.
Dazu gehört, die Chancen der Aktienanlage in der Öffentlichkeit
zu betonen und auf Strategien hinzuweisen, wie mit den damit verbundenen Risken
am besten umzugehen ist. Diese Aufgabe nehmen Analysten durch Untersuchungen,
Veröffentlichungen, Vorträge etc. wahr. Dadurch erleichtert das Research der
Wertpapieranalysten dem Anleger die Entscheidung, wenn fundierte Empfehlungen
auf das Kurspotenzial oder auch das besondere Risiko einer Aktie hinweisen. Dass
der Investor davon auch tatsächlich profitiert, belegt eine Reihe von Studien
der empirischen Kapitalmarktforschung.
Neben der Funktion, solche Informationen bereit zu stellen,
übt die Wertpapieranalyse sicherlich zu einem bestimmten Grad auch einen
disziplinierenden Effekt auf das Management der Emittenten aus, das selbstverständlich
an Kaufempfehlungen interessiert ist. Eine Geschäftspolitik, die dem Börsenkurs
und damit auch dem Aktionär nachhaltig schadet, mündet rasch in eine
Verkaufsempfehlung, die aber die Unternehmensführung tunlich vermeiden möchte.
Analysten stellen also dem Anleger wichtige
Dienstleistungen zur Verfügung und sorgen dafür, die Attraktivität der Aktie
zu erhöhen. Klar ist, dass diese Form der „Lobbyarbeit im Dienste der
Aktienakzeptanz“ nicht von einer altruistischen Haltung dominiert wird.
Vielmehr überwiegen handfeste betriebswirtschaftliche Motive, denn die
Analysten befolgen damit natürlich den Auftrag ihres Arbeitgebers, für die
Popularität der Aktie zu werben. Werden mehr Aktien gekauft, so erhöhen sich
auch die Provisionen der Brokerageabteilungen in den Banken.
Klar ist aber ebenso, dass sich aus dieser Konstellation
auch ernst zu nehmende Interessenskonflikte ergeben können, beispielsweise wenn
ein Analyst gerade solche Aktien besonders nachdrücklich zum Kauf empfiehlt,
die sein Arbeitgeber gleichzeitig als Emissionsbank auf dem Börsenparkett
erfolgreich platzieren möchte. Die Integrität der Analystenempfehlungen muss
also gewährleistet werden. Empfehlungen, die nicht unabhängig, sondern bewusst
diesen Interessen folgen, führen zu einem Vertrauensverlust auf Seiten der
Anleger und schaden damit der Aktienakzeptanz in Deutschland als Ganzem. Doch
diese Gefahren wurden in der Branche bereits erkannt. Ein wichtiger Schritt sind
beispielsweise die Grundsätze, die gemeinsam von der DVFA e.V. und German CFA
Society e.V. erarbeitet und auch von der nationalen Wertpapieraufsicht, der
BaFin, anerkannt wurden. So wichtig Selbstregulierung wie auch gesetzlicher
Anlegerschutz sind, sie gewähren keine Garantie. Letztendlich muss der Anleger
jede Kauf- oder Verkaufsentscheidung selbst verantworten.